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Ist das Cluetrain Manifest ein Begriff?
Professoren aus dem Silicon Valley haben schon 1999 darin aufgeführt, wie sich Märkte entwickeln und Gespräche in der (damaligen) Zukunft aussehen werden.
Ich kannte dies nicht. Ich habe mir in der vergangenen Zeit mit vielen Livestreams und Videokonferenzen, die wir für unsere Kunden umgesetzt haben, eine Liste erstellt.
Was hat funktioniert, was nicht, was ist wie bei welchen Teilnehmern angekommen.
Interessanterweise decken sich viele meiner Beobachtungen mit denen aus dem Jahr 1999.
Ich würde hier gerne ein mal ein paar Ausführungen aus dem Cluetrain Manifest vorstellen.

Die Erklärung zum Manifest aus Wikipedia:
Das Cluetrain-Manifest (engl. cluetrain manifesto) ist der Titel einer Sammlung von 95 Thesen über das Verhältnis von Unternehmen und ihren Kunden im Zeitalter des Internets und der New Economy, die 1999 von den US-Amerikanern Rick Levine, Christopher Locke, Doc Searls und David Weinberger veröffentlicht und von zahlreichen bekannten Experten unterschrieben wurde. Später erschien auch ein Buch unter diesem Titel.

Man kann über die Thesen gerne anderer Meinung sein und ob man es Manifest (in Anlehnung an die Luther Thesen) nennen muss, lasse ich jetzt mal jeden für sich selbst entscheiden.
Ich finde, was die Professoren da schon 1999 aufgeführt haben, in seiner Gesamtheit und Voraussicht jedoch bemerkenswert interessant.

In dem Manifest beschreiben die Autoren, warum es aus ihrer Sicht notwendig ist, die von vielen Unternehmen praktizierte einseitige Massenkommunikation zugunsten wechselseitiger Beziehungen mit ihren Kundinnen und Kunden zu beenden. Da auch heute viele Organisationen noch nicht ganz in der Welt digitaler Kommunikation angekommen zu sein scheinen und noch keinen dafür passenden Kommunikationsstil gefunden haben, erscheinen die Thesen aus dem Cluetrain Manifest auch Jahre später immer noch aktuell.

Ein Auszug der Thesen aus dem Manifest, das Original findet man unter diesem Link:
Vernetzte Märkte beginnen sich schneller selbst zu organisieren als die Unternehmen, die sie traditionell beliefert haben. Mit Hilfe des Webs werden Märkte besser informiert, intelligenter und fordernder hinsichtlich der Charaktereigenschaften, die den meisten Organisationen noch fehlen.

1. Märkte sind Gespräche.

11. Die Menschen in den vernetzten Märkten haben herausgefunden, daß sie voneinander wesentlich bessere Informationen und mehr Unterstützung erhalten, als von den Händlern und Verkäufern. Soviel zur unternehmerischen Rhetorik über den Mehrwert ihrer Waren.

17. Wer annimmt, die Online-Märkte seien die selben Märkte, die einst die TV-Spots im Fernsehen erduldet haben, macht sich etwas vor.

23. Unternehmen, die sich „positionieren“ möchten, sollten dazu auch eine Position einnehmen. Im Idealfall sollte diese Position dann auch etwas mit dem zu tun haben, was den Markt interessiert.

40. Unternehmen, die nicht zu einer diskursiven Gemeinschaft gehören, werden aussterben.

90. Selbst im schlechtesten Fall ist unser neuentdecktes Gespräch wesentlich interessanter als jede eurer Messen, viel unterhaltsamer als eine Komödie im Fernsehen und mit Abstand lebensechter als jede eurer Unternehmens-WebSites, denen wir bisher über den Weg gelaufen sind.

Gerade jetzt, in der Zeit der Pandemie mit ihren Livestreams und Videokonferenzen zeigt sich, wie wenig Unternehmen oder Einrichtungen da von umsetzen.

Da läuft man über eine virtuelle Messe wo alle Teilnehmer wie Teletubbies aussehen –
Da gibt es einen Livestream über das Thema „Kommunikation“ ,ohne Kommunikation –
Da gibt es Videokonferenzen mit 400 Teilnehmer ohne Chat –
Ist das die neue Digitale Event Welt?

Es läuft darauf hinaus das ein Großteil des Marktes oder der Unternehmen jetzt einfach nur Ihre Budgets umschichten. Von einem vorher schon schwierigen und nicht zukunftsorientierten Marketing schiebt man jetzt ungesehen einfach alles  in die Digitale Welt. Ohne Prüfung, ohne Kontrolle ob das gewählte Medium oder die damit gewählte Sprache dem Unternehmen, den Kunden, dem Produkt oder dem Markt entsprechen.

Dabei haben alle eine Chance.

Und, ich glaube es müssen jetzt alle ganz stark und tapfer sein:
Das nächste große Problem wird „Branded Content“. Die zukünftige Generation Kunden wird diesen nicht mehr in ihr Verhalten oder in ihre Entscheidungsfindung einbeziehen. Aber dazu irgendwann später mehr.